Ferdinand Wegscheider verlässt ServusTV: Was kommt jetzt?

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Ferdinand Wegscheider gibt Ende September die Leitung von ServusTV ab und bleibt in beratender Funktion aktiv.

Ferdinand Wegscheider gibt Ende September die Leitung von ServusTV ab und bleibt in beratender Funktion aktiv.
Ferdinand Wegscheider gibt Ende September die Leitung von ServusTV ab und bleibt in beratender Funktion aktiv.

Ferdinand Wegscheider verlässt ServusTV: Was kommt jetzt?

Der 10. September 2025 wird in der Medienlandschaft Österreichs als ein bedeutender Tag in die Geschichte eingehen. Ferdinand Wegscheider, der umstrittene Leiter von ServusTV, gibt zum Ende dieses Monats die Führung des Senders ab. Während seine Zeit als Intendant zu Ende geht, bleibt er in beratender Funktion erhalten und wird weiterhin seinen Wochenkommentar „Der Wegscheider“ halten. Details zur Nachfolge sollen in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, aktuell führt Goetz Hoefer das Ruder als General Manager.

Wegscheiders Karriere ist geprägt von Auf und Abs, die ihn zu einer polarisierenden Figur im österreichischen TV-Journalismus gemacht haben. Am 2. September feierte er seinen 65. Geburtstag und blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. In den 90er Jahren machte er sich mit seinem ersten Medienunternehmen Uni Pro einen Namen, – ein mutiger Schritt, als privatwirtschaftliches Fernsehen in Österreich noch in den Kinderschuhen steckte. Salzburg TV übernahm er und machte es 2000 terrestrisch empfangbar, doch kurz darauf wurde der Sender wieder abgeschaltet. Ein Hungerstreik, der nachfolgend eine zweiwöchige Belastungsprobe für Wegscheider darstellte, sollte die Behörden schließlich überzeugen.

Von der Gründung bis zum Erfolg

Im Jahr 2001 trat das Privatfernsehgesetz in Kraft, das den Weg für private Sender ebnete. Salzburg TV erhielt 2002 offiziell seine Lizenz und wurde 2007 von Red Bull Media House übernommen und in ServusTV umbenannt. Wegscheider machte eine starke Rückkehr zu ServusTV, als er 2014 als Infochef wirkte und 2016 die Intendanz übernahm. Während seiner Zeit als Intendant investierte er konsequent in Sportrechte und legte besonderen Fokus auf die ruralen Regionen, was zur Stabilität und sogar zum Aufstieg des Senders als quotenstärkster Privatsender in Österreich führte. Der Marktanteil über fünf Prozent im letzten Jahr spricht für die erfolgreiche Arbeit, die unter Wegscheiders Führung geleistet wurde.

Besonders die Übertragung der Fußballeuropameisterschaft 2024 gilt als einer der größten Erfolge des Senders unter Wegscheider. Dennoch war seine Karriere nicht ohne Kontroversen. Als prominente Stimme während der Coronapandemie stellte sich Wegscheider als Maßnahmengegner und Impfskeptiker vor die Kamera. Dies zog die Aufmerksamkeit der Medienbehörde KommAustria auf sich, die in mehreren Ausgaben des Kommentars „Der Wegscheider“ Verstöße gegen das Objektivitätsgebot feststellte. Insbesondere wurden „grob verzerrende Formulierungen und Darstellungen“ beanstandet.

Ein Gericht entscheidet neu

Das Bundesverwaltungsgericht hob diesen Bescheid jedoch auf, worüber ServusTV am Mittwoch informierte. Diese Überprüfung der Medienbehörde zeigt, wie umstritten Wegscheiders Ansichten sind. Bedeutend ist, dass die Aufhebung noch nicht rechtskräftig ist und die Medienbehörde erwägt, Einspruch zu erheben. Die beanstandeten Sendungen hatten sich kritisch mit den Maßnahmen der Regierung zur Corona-Pandemie, insbesondere zur Impfung gegen SARS-CoV-2, auseinander gesetzt, wobei Red Bull Media House argumentierte, dass die Sendungen satirischer Natur seien.

Dieser Fall steht im Kontext einer allgemeinen Debatte über die Pressefreiheit in Österreich. Laut dem Index der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen ist Österreich in den letzten Jahren weiter abgerutscht. Von Platz 31 im Jahr 2022 fiel es auf Platz 32 im Jahr 2024. Indirekter Druck auf Journalisten und die starke Konzentration von Medien im Besitz weniger Konzerne sind nur einige der kritischen Punkte, die immer wieder aufkeimen. Vor diesem Hintergrund wird es interessant sein, zu sehen, wie sich die Medienlandschaft und insbesondere ServusTV in den kommenden Monaten entwickeln werden.

Die Entwicklungen rund um Ferdinand Wegscheider und ServusTV sind somit nicht nur für die Zuschauer von Interesse, sondern werfen auch einen Blick auf die derzeitigen Herausforderungen und Chancen in der österreichischen Medienlandschaft.

Wegscheiders Abschied wird sicher von vielen neugierig beobachten werden, während die Diskussion um Pressefreiheit und die Rolle der Medien in der Gesellschaft weiter geht.