Entdeckung: Audens geheimnisvolle Briefe entblättern die queere Geschichte Österreichs!
Entdeckung unbekannter Briefe von W. H. Auden fördert Einblicke in seine Zeit und queere Geschichte Österreichs.

Entdeckung: Audens geheimnisvolle Briefe entblättern die queere Geschichte Österreichs!
Die literarische Welt ist immer wieder für Überraschungen gut, und jüngst wurde eine bemerkenswerte Entdeckung rund um den britisch-amerikanischen Dichter W. H. Auden gemacht. Im Jahr 2023 fand man eine zuvor unbekannte Fassung seines Hochzeitsgedichts „Epithalamium“ und einen umfangreichen Briefwechsel zwischen Auden und seinem österreichischen Vertrauten, Hugo. Diese Korrespondenz umfasst etwa 100 Briefe und Postkarten und offenbart eine enge, respektvolle Beziehung zwischen den beiden, die nicht nur literaturhistorische, sondern auch gesellschaftshistorische Einblicke in die queere Geschichte Österreichs bietet. sn.at berichtet, dass der Fund nach einem TV-Beitrag im ORF anlässlich von Audens 50. Todestag ans Tageslicht kam.
Der Briefwechsel wird an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wissenschaftlich erschlossen. Die Literaturhistorikerin Sandra Mayer und Timo Frühwirth erforschen die Briefe im Rahmen des FWF-geförderten Projekts „Auden in Austria Digital“. Dr. Andreas Brunner vom „QWIEN – Zentrum für queere Geschichte“ unterstützt die Forschungsarbeit, die sich bemüht, Audens Wirken in Österreich sichtbar zu machen. Dieser Schritt ist notwendig, denn während Auden in den USA und Großbritannien hohe Wellen schlug, wurde er hierzulande lange Zeit treuheimlich behandelt.
Auden und Österreich
W. H. Auden verbrachte von 1958 bis 1973 jeweils sechs Monate im Jahr in Kirchstetten in Niederösterreich. Diese Zeit war kreativ äußerst fruchtbar für ihn, denn er schuf dort den Großteil seines Spätwerks. wienbibliothek.at beschreibt das Projekt „Auden in Austria Digital“ als eine digitale Edition, die unveröffentlichte literarische Papiere, Korrespondenzen und Lebensdokumente zur Verfügung stellen will.
Ein weiterer interessanter Aspekt des Projekts ist der Fokus auf bislang unerforschte Bereiche der österreichischen Nachkriegsgeschichte, insbesondere hinsichtlich queerer Akteure der Literaturszene der 1960er und 1970er Jahre. Hierbei könnte die Korrespondenz nicht nur Audens eigene Geschichte beleuchten, sondern auch die von anderen, die sonst im Schatten standen.
Ein Blick in die Zukunft
Durch die digitale Aufarbeitung soll eine alternative biografische Topografie von Audens Schaffenszeit in Österreich entstehen. Dies könnte sich als eine wertvolle Ressource für die internationale Auden-Forschung erweisen. oeaw.ac.at hebt die Wichtigkeit der vier Hauptziele des Projekts hervor, darunter die Erfassung unveröffentlichter literarischer Dokumente sowie die Erschließung neuer biografischer Informationen.
Insgesamt stellt die Wiederentdeckung dieses Briefwechsels und die umfassende digitale Edition eine aufregende Chance dar, W. H. Auden nicht nur als einen großen Dichter, sondern auch als Teil der österreichischen Literaturgeschichte zu würdigen. Das Projekt verspricht, das Verständnis für sein literarisches Schaffen und seine sozialen Netzwerke in Österreich zu vertiefen – und vielleicht sogar neuen akteurs- und geschichtsbewussten Dialog anzuregen.