August Diehl im Gespräch: Der Schatten von Josef Mengele im Kino
August Diehl spricht über seinen neuen Film "Das Verschwinden des Josef Mengele", der die Flucht des Kriegsverbrechers thematisiert.

August Diehl im Gespräch: Der Schatten von Josef Mengele im Kino
Im Schatten der Geschichte findet sich die tragische Figur des Josef Mengele, und aktuell wirbelt der neue Film „Das Verschwinden des Josef Mengele“ umso mehr Staub auf. Gefeiert wird seine Premiere am 23. Oktober, und der österreichische Schauspieler August Diehl, der die Hauptrolle übernimmt, freut sich darauf, den Zuschauern diese kontroverse Geschichte näherzubringen.
Diehl, 49 Jahre alt und derzeit in einer Theaterproduktion engagiert, nahm sich dennoch die Zeit für ein ausführliches Gespräch über den Film. „Es ging mir darum, die lange Flucht von Mengele zu zeigen“, erklärt er. Der Film basiert auf dem Bestseller von Olivier Guez aus dem Jahr 2018, eine packende Erzählung über die Flucht des SS-Lagerarztes und Kriegsverbrechers nach dem Zweiten Weltkrieg. „Mengele versteckte sich über Jahrzehnte in Argentinien, Paraguay und Brasilien“, so Diehl weiter. Der Inhalt bringt die Abgründe des Selbstmitleids und der Paranoia des Mannes namens „Angel of Death“ zur Sprache.
Die Flucht des „Engels des Todes“
Bedeutend ist, dass die Geschichte von Mengele uns trotz der Jahre bis heute berührt. Er war berüchtigt dafür, grausame Experimente an Auschwitz-Insassen durchzuführen. Nach dem Krieg fand er Asyl unter dem argentinischen Präsidenten Juan Domingo Perón, der Nazigegner abseits hielt und somit der Idealist der Degeneration war, wie Wikipedias Artikel beschreibt. Trotz seiner Gräueltaten zeigte Mengele keine Reue und setzte seine „Forschung“ mit mitgebrachten Proben aus Auschwitz fort. So lebte er zwischen 1949 und der Mitte der 1950er Jahre, bis die Jagd auf geflüchtete Nazis begann. Dies war der Moment, als er erneut auf der Flucht war und schlussendlich 1979 in Brasilien starb.
Ein Nachklang blieb: Im Jahr 1985 fand ein Scherzprozess gegen ihn statt, in dem Überlebende aussagten. Es ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie das Erbe des Holocaust auch nach Jahrzehnten weiterwirkt. Das US-HMathemuseum erklärt, dass der Holocaust, der von 1933 bis 1945 die systematische Vernichtung von sechs Millionen europäischen Juden kennzeichnete, nicht sofort mit dem Massenmord begann. Anfangs wurden die Juden aus der Gesellschaft ausgeschlossen, was in einer radikalisierten Verfolgung mündete, die sich bis zur “Endlösung der Judenfrage” steigerte.
Eine bedrückende Nachkriegsgesellschaft
Der Film thematisiert nicht nur Mengele als Individuum, sondern beleuchtet auch eine Gesellschaft, die versucht, die Gräueltaten des Holocaust zu verdrängen. Viele Überlebende mussten sich nach dem Krieg in Displaced Persons Camps wiederfinden, während sie auf eine neue Heimat warteten, oft konfrontiert mit dem Verlust ihrer Familien und der fortwährenden Gefahr von Antisemitismus.
„Es war uns wichtig, die Komplexität seiner Persönlichkeit und die gesamtgesellschaftlichen Strömungen zu betrachten“, so Diehl über die Intention des Films. Der Zuschauer wird nicht nur mit der Erinnerung an die Vergangenheit konfrontiert, sondern auch mit der Frage, wie weit karrieristisches Streben und gesellschaftliche Ignoranz gehen können. Welche Lehren ziehen wir daraus, und wie halten wir das Gedächtnis am Leben?